"Kaputt" definiert wohl jeder anders :-(
Das Radlager selbst ist praktisch ein Doppel-Rollen-Lager, hier laufen zwei Kugelreihen mit gut 1cm-Kugeln höhenversetzt nebeneinander. Bauart bedingt kann es nicht auseinander fallen. Das bekannte Brummen kommt daher, das Schmutz bzw anfangs Wasser in diese Laufbahnen eindringt und das Lager innen rostet. Dann rollert es praktisch wie auf Kopfsteinpflaster. Wer ein Auto ständig fährt, drückt das Wasser wieder raus. Darum rostet es erst seitlich auf den Rollbahnen, wo der Druck nicht so groß ist, was dann zum Brummen in den Kurven führt. Das Salz im Winter tut dann sein Übriges. Im Bild ein aufgeschnittes Radlager, das den Aufbau zeigt. Bei dem waren die Kugeln praktisch mit Lochfraß versehen, kein spürbares Spiel, nur lautes Brummen, das am Lenkrad spürbar ist. Der Schnitt auf der rechten Bahn kommt von meiner Flex.
Hat ein Lager zuviel Spiel, d.h. ein deutlich spürbares Kippeln ab 5mm in der senkrechten Achse (Aufbocken, unten und oben anfassen und dann nach innen und außen kippeln), sieht man das am Reifen schon. Bei solch kräftigem Spiel hat man einen neuen Reifen auch mal auf 100 km bis aufs Gewebe runtergefahren. "Worst Case" wäre dann, das sich das Lager innen aufbockt, d.h. die Kugeln im Lauf schlagartig blockieren, was einer Vollbremsung auf nur einem Rad nahe kommt.
Der ABS-Sensor: eine Art Zahnrad, die an mehreren Magneten vorbeigeführt wird. Dabei werden Impulse ausgesendet, die vom Gegenstück gezählt werden. Daraus lassen sich Drehrichtung und Umdrehungsanzahl berechnen. Diese Werte werden untereinander und mit einer programmierten Liste abgeglichen. Sind die Unterschiede zu groß, gibt es einen Fehler. Eindringendes Wasser kann das Magnetfeld stören. Macht sich häufig durch Blinken/Flackern der ABS-Kontrolllampe bemerkbar. Bleibt die Lampe an, hilft nur ein System-Neustart.
Hat ein Radlager zu viel Spiel, schleift das Zahnrad am Magnethalter. In den kaputten Sensoren, die ich bisher gesehen habe, wurden so die Magneten untereinander praktisch verbunden und konnten die Drehrichtung nicht mehr ermitteln. Die Sensoren selbst sind relativ leicht tauschbar, wenn man sie denn bekommt, allerdings fehlt da der Sinnn, da die Ausfälle immer durch Schäden am Radlager entstehen, zu großes Spiel, defekte Abdichtung. Dazu muß das Lager einmal ausgebaut werden und kein normaler Mensch baut das dann wieder ein, wenn es eh schon Luft hat.
Zum Wechsel "unterwegs": schnellster Wechsel war in 90 min, von Rad ab bis Rad dran, fremdes Auto, wurde noch nie dran geschraubt. Längster Wechsel: gleiches Auto, andere Seite, nach 3 Tagen hab ich die Flex genommen und das Ding so zerlegt, das nur noch die Antriebswelle über blieb. Hauptproblem ist wohl das passende Werkzeug, das man nur dabei hat, wenn ein "Werkstattwagen" dabei ist. Die große Achsmutter auf der Antriebswelle muß ab, ich glaub 39mm SW (aber eigentlich ein Zollmaß), dann der Bremssattel und die drei Schrauben, die das Lager halten, je nach Ausführung Torx oder zölliger Inbus. Der Rest ist eher Glückssache. Bei meinem "Problemkind" wollte weder die große Mutter ab, noch ließ sich das Lager aus dem Achsträger ziehen.
Ich würde also nicht drauf bauen, das ich das "mal schnell" beim Verkäufer auf der Einfahrt wechseln könnte.
Fährt man nun auf Verdacht los oder nicht? Schwierige Frage...
Ist das Auto noch bis zuletzt gefahren, würd ich's wohl riskieren. Steht das Ding schon zwei Jahre, dann eher nicht. Das es ein 92er mit EURO1 ist, trägt da zu den Zweifeln noch bei. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, das jemand mit solch klapprigem Radlager rumfährt, das diese 5mm Kippeln hat. Das ist laut, teuer und gefährlich.